Die Bauwirtschaft in Deutschland schrumpft. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, wie gestiegene Baukosten, Inflation, höhere Darlehenszinsen. Familien mit mittlerem Einkommen können sich das Bauen in vielen Fällen schlicht nicht mehr leisten. Hierzu ein Beispiel für die Stadt Karlsruhe. Mehr Infos auch hier.
Auch die Konjunkturumfrage des ifo-Instituts kommt zum Ergebnis, dass der Wohnungsbau schrumpft. Hauptgründe dafür seien höhere Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten.
Nicht alle Menschen möchten neu bauen, etliche sind auf der Suche nach einem älteren Gebäude, das sie (nach und nach) sanieren können. Diese Familien wenden sich nicht ans Rathaus auf der Suche nach einem Haus, sondern suchen in Immobilienportalen u. ä. Das Rathaus hat diese Menschen schlicht nicht im Blick!
Zur Unterstützung der Bestandssanierung und zur Schaffung bezahlbaren Eigentums wäre bspw. das Förderprogramm „Jung kauft Alt“ sehr gut geeignet.
In den verschiedenen Publikationen der Ratsfraktionen der SPD und FWI wird immer wieder auf die Bürgerbeteiligung hingewiesen, die vor der Entscheidung für ein Neubaugebiet stattgefunden habe.
Tatsächlich fand eine Bürgerbeteiligung im Rahmen des „Gemeindeentwicklungskonzept Ispringen 2030“ statt.
In diesem Prozess ging es aber nicht um die konkrete Planung eines Neubaugebietes, sondern um Wohnraumpotenziale – Ziel ist dort u. a. „.. die Schließung bzw. Reaktivierung dieser Baulücken als wichtige Maßnahme...“ sowie „... weiterhin und verstärkt an der Reduzierung von Leerständen mitzuwirken … und so die Innenentwicklung voranzutreiben und zu steuern.“ (siehe S. 27 des GEK).
Die Bürgerbeteiligung selbst fiel eher mager aus. Die Ausstellung des Konzepts im Oktober 2020 im Bahnhofsgebäude besuchten 67 Bürgerinnen und Bürger, zusätzlich wurden 22 sog. Schlüsselpersonen (die teilweise identisch mit den genannten 67 Personen waren) in Telefoninterviews befragt. Ein geplanter Bürgerworkshop fiel coronabedingt aus.
Etwas mehr als 1 % der Ispringer Bürgerinnen und Bürger waren also am GEK beteiligt.
Bei Interesse an einer relevanten Beteiligung hätten trotz Corona andere Methoden genutzt werden oder die Anzahl von Telefoninterviews deutlich erhöht werden können.
Seit der Einführung des Programms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ im Jahr 2009 wurden bislang über 400 Projekte mit rund elf Millionen Euro gefördert. Seitdem 2016 die Förderung kommunaler Flächenmanager ins Programm aufgenommen wurde, konnten 30 Flächenmanager unterstützt werden, die vor Ort gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren Flächen für mehr Wohnraum im Innenbereich mobilisieren.
Die Ressource Fläche ist endlich. Der Flächenverbrauch geht täglich weit über das hinaus, was in der Nachhaltigkeitsstrategie von 2002 und der Landesflächenplanung festgeschrieben ist.
Nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) sind mittlerweile 14,8 Prozent des Landes mit Häusern, Parkplätzen oder Straßen bedeckt. Im Jahr 2000 waren es noch 13,2 Prozent. "Schaut man auf die letzten beiden Generationen, so haben sie so viel neue Siedlungsfläche in Anspruch genommen wie alle 80 Generationen zuvor", kritisieren die unterzeichnenden Verbände (mehr lesen...).
Die gute Nachricht: Jede Bürgerin und jeder Bürger kann sich fürs Flächensparen einsetzen.
Was tun, wenn Familien lieber am Dorfrand wohnen – und der Ortskern verwaist? Wie bekämpft man den Leerstand in den alten Ortskernen? Das war die Ausgangslage für das Förderprogramm „Jung kauft Alt – Junge Menschen kaufen alte Häuser“, das 2007 im Ort Hiddenhausen (NRW) ins Leben gerufen wurde.
In Baden-Württemberg nutzen leider erst wenige Gemeinden dieses Konzept, doch in unserer Nachbarschaft in Calw hat man es bereits eingeführt.
Auch der Bund plant die Aufnahme dieses Programmes zur Förderung der Bauwirtschaft und speziell für Familien.
Das Land Baden-Württemberg hat im geltenden Koalitionsvertrag vereinbart, dass beim Flächenverbrauch bis zum Jahr 2035 die Netto-Null erreicht werden soll. Hierfür wurde ein Aktionsplan entwickelt, der auch Förderprogramme beinhaltet. Diese sollen die Kommunen dabei unterstützen, „...der Innenentwicklung Vorrang zu geben vor dem Bauen auf der Grünen Wiese.“ (Zitat Nicole Ravazi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen).
Ziel der Innenentwicklung ist es, innerörtliche Flächen, wie Baulücken und Brachflächen, aber auch bestehende Leerstände sowie Aufstockungs- und Nachverdichtungspotenziale zu aktivieren. Auch die Umnutzung von Flächen oder Gebäuden, wie z. B. das Schaffen von Wohnraum in ungenutzten Gewerberäumen oder ehemaligen Produktionsstätten oder ein Wohnhausneubau statt einer Scheune ist Bestandteil der Innenentwicklung.
"Aktion Fläche": Auf dieser Webseite, die im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellt wurde, finden sich viele weitergehende Informationen zur Stärkung der Innenentwicklung in den Kommunen.
Die Befürworter des Neubaugebietes Weglanden argumentieren regelmäßig, das Neubaugebiet könnte dazu beitragen, dass die Folgen von "Sturzregenfluten (...) schon vor Ort, also "oben" (...) abgefangen werden können." (Zitat Gemeindeblatt 14.07.2023 WB)
Es ist schlicht nicht möglich, ein Wohngebiet zu bauen, das keine zusätzliche Flächenversiegelung verursacht. Statt weiter zu versiegeln, müssten wir dringend Flächen entsiegeln oder mindestens jede noch unversiegelte Fläche erhalten!
Die Verkehrssituation in der Nußbaum-/Lutherstraße ist schon heute, ohne Neubaugebiet, schwierig und für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Verkehrsteilnehmer belastend und manchmal gefährlich. Hierzu ein Statement einer Anwohnerin.
Ressourcen sind endlich, der CO2-Ausstoß muss reduziert werden, der ökologische Fußabdruck minimiert. Neue Einfamilienhäuser passen nicht in diese Rahmenbedigungen, die heute unser Leben mit bestimmen. Daher hier ein Blick auf alternative Wohnformen, als erstes das Tiny-House-Konzept am Beispiel Neckarsulm.